Vor zwei Wochen verkündete der SC Verl, dass der Vertrag mit Torwart Tim Wiesner aufgelöst wurde. Der Verein erklärte: „Der 26-jährige Keeper kehrt dem Profifußball den Rücken, um sich voll auf sein Studium zu konzentrieren.“ Aus dieser Nachricht lasen einige das Karriereende des gebürtigen Dortmunders heraus.
Eine Fehlinterpretation, wie Wiesner nun gegenüber RevierSport aufklärt: „Ich pausiere meine Fußballkarriere nur bis zum Sommer.“ Bis dahin soll sein voller Fokus auf dem Studium in Elektrotechnik liegen. „Das Problem ist, dass wir im Laufe des Studiums einige Pflichtpraktika haben, die in Präsenz sind. Die habe ich bislang aufgeschoben. Vor vier, fünf Wochen haben mir die Professoren da aber einen Riegel vorgeschoben. Mir wurde gesagt, ich könne nichts mehr aufschieben, sonst müsse man über eine Exmatrikulation nachdenken.“
Wiesner: "Ich lebe für den Fußball"
Dabei befindet sich Wiesner bereits auf den Zielgeraden. „Diese zwei, zweieinhalb Jahre Studium, die ich bereits hinter mir habe, jetzt wegzuwerfen, war mir einfach zu heikel“, begründet er seine Wahl. „Generell war es eine sehr, sehr schwierige Entscheidung. Ich lebe für den Fußball, mache seit etlichen Jahren Leistungssport und opfere den größten Teil meiner Zeit dafür.“
Auch der Zeitpunkt hätte kaum schlechter kommen können. „Gerade nach der letzten Phase, wo ich dann in der 3. Liga auch einiges an Spielzeit bekommen habe und gemerkt habe, wie geil das eigentlich ist da auf dem Platz zu stehen, dann so eine Entscheidung zu treffen, war natürlich nicht so einfach.“ Wiesner sprang in den letzten zwölf Drittliga-Spielen der vergangenen Saison als Ersatz für den verletzten Stammkeeper Niclas Thiede ein.
Als Drittliga-Profi sorgt man nicht aus. Ich habe auch noch eine Zukunft nach dem Fußball und die möchte ich auch noch erfolgreich gestalten.
Tim Wiesner
Doch bei dem Torwart, der in der Jugend für Schalke und Rot-Weiss Essen auflief und es anschließend bei Fortuna Düsseldorf in den Profikader schaffte, siegte die Vernunft. „Es war zwar eine harte Entscheidung, aber eine schnelle. Als Drittliga-Profi sorgt man nicht aus. Ich habe auch noch eine Zukunft nach dem Fußball und die möchte ich auch noch erfolgreich gestalten“, blickt Wiesner voraus. „Diese technischen Sachen und Elektromobilität sind das, was mich neben dem Fußball sehr interessiert. Um mir da dann einige Türen zu öffnen nach der Karriere, ist dieses Studium wirklich wichtig.“
Dennoch bleibt der Schlussmann am Ball. „Ich halte mich aktuell fit, damit ich im Sommer auch zum Fußball zurückkehren kann. Dann will ich auch noch einige Jahre möglichst erfolgreich Fußball spielen.“ Eine Absprache mit den Verlern für seine Rückkehr gibt es nicht. „Das konnte ich auch nicht erwarten. Ich war Verl generell sehr dankbar, egal ob es jetzt Torwarttrainer Fynn Müller, Sebastian Lange als sportlicher Leiter oder Raimund Bertels als Präsident war. Sie haben es sofort verstanden und alle Hebel in Bewegung gesetzt, um da eine Alternative für mich zu finden und mir diesen Schritt zu ermöglichen.“
Nun wird der Fußball erstmal für ein Jahr zurückgeschoben, bevor Wiesner im Sommer wieder angreifen kann. „Was dann passiert, weiß ich noch nicht. Ich weiß nur, dass ich mich bis dahin fit halte, um nicht so viel abzubauen.“